Der Kodex

Es ist wieder soweit: Olten wählt! Damit die Kandidierenden bekannt werden, müssen Ihre Gesichter immer und immer wieder im öffentlichen Raum auftauchen. An Laternenpfählen, an selbstgebastelten Holzkonstruktionen auf Blumenwiesen und auf kostspieligen Plakatwänden oder kostenfreien Plakatständern. Die Stadt Olten stellt während den Wahlmonaten in der Altstadt und vor dem Sälipark zusätzlich unentgeltliche Plakatstellwände für politische Werbung. Ausserdem stehen den Parteien in der Winkelunterführung Schaufenster zur Verfügung.

Neben diesen offiziellen Möglichkeiten für Werbung gibt es in Olten laut offiziellen Angaben noch zwölf Standorte für den freien Plakataushang: Bahnhofpassage, Bahnhofplatz, Stadtpark, Sälischulhaus, Holzbrücke, Mühlegasse, Munzingerplatz, Parkplatz Stadthalle, Winkelunterführung, Kantonsspital, Bifangplatz, Sälipark. Diese Standorte dienen dem Aushang von Plakaten für Veranstaltungen in Olten. Sie sollen den Veranstaltenden ermöglichen, die eigenen Veranstaltungen kostengünstig zu bewerben.

Diese Plakatwände werden rege genutzt, und es hat sich unter den vielen verschiedenen Veranstaltenden in Olten mittlerweile ein Freier-Plakataushang-Kodex etabliert. Wenn immer möglich werden Plakate im A3-Format gedruckt und aufgehängt. So passen mehrere Plakate nebeneinander auf die Plakatwand. Plakate werden wenn möglich nicht überklebt – und falls es nicht anders geht, dann überklebt man zuerst Plakate, welche Veranstaltungen aus anderen Städten bewerben. Wenn sich jemand nicht an den Kodex hält, reicht oft eine SMS, ein Telefon oder eine kurze Facebook-Nachricht, und alles ist wieder gut. Diese Regeln sind nirgendwo niedergeschrieben und müssen regelmässig wieder in Erinnerung gerufen werden. Aber es funktioniert.

Ganz anders sieht die Situation in den Wahlmonaten aus. Da die Wände immer jeden zweiten Montag durch den Werkhof gereinigt werden, suchen die Veranstalterinnen und Veranstalter die Plakatwände meistens am darauffolgenden Dienstag auf. Die Situation, welche sie dort antreffen, ist nicht vergleichbar mit den Dienstagen ausserhalb der Wahlmonate. Die Plakatwände sind voller nett lächelnder Gesichter. Es wird durchsichtiger Klebstreifen benutzt, anstelle des allseits akzeptierten Malerklebebandes. Plakate werden willkürlich überklebt und manchmal sogar abgerissen. Es werden mehrfach die gleichen Plakate nebeneinander geklebt, und auf keinem der Plakate ist eine Veranstaltung zu finden. Es scheint, als wäre der ungeschriebene Freier-Plakataushang-Kodex nie bis in die Oltner Parteizentralen vorgedrungen.

Deshalb habe ich eine Bitte: Liebe Oltner Parteien; Für Veranstalterinnen und Veranstalter sind die vorhandenen Plakatwände in Olten wichtig. Versucht doch deshalb, die wertvollen Plätze, wenn überhaupt nötig, sparsam zu nutzen. Gebt den vielen, oft ehrenamtlich arbeitenden Veranstalterinnen und Veranstaltern Vortritt und nutzt die extra für die Wahlen aufgestellten Plakatwände! Die Oltner Kulturszene ist euch dankbar.

Meinung im KOLT April 2017.

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