Offener Brief an Gewerbe Olten

Liebes Gewerbe Olten, 

Vergangene Woche habt ihr allen Kandidierenden für die Oltner Stadtratswahlen einen Fragebogen zukommen lassen. Diese “leichten Fragen in schwierigen Zeiten” sollen in den lokalen Zeitungen publiziert werden und eine physische Plattform ersetzen, “damit unsere Mitglieder von Gewerbe Olten wissen, wie Sie Olten prägen und verändern wollen”. 


Ich finde es richtig und wichtig, dass auch das Oltner Gewerbe uns Kandidierenden auf den Zahn fühlen will. Die Corona-Krise, das Lädeli-Sterben oder ein nachhaltiges Einkaufserlebnis sind wichtige Themen, mit denen sich der zukünftige Oltner Stadtrat auseinandersetzen muss. 

Gerne hätte ich euch dazu meine Positionen dargelegt. Stattdessen aber wollt ihr von mir wissen, mit wem ich gerne mal in der Aare nacktbaden gehen würde. Darüber kann man lachen, muss man aber nicht. 

Worüber ich aber gar nicht lachen kann und will sind Schenkelklopfer über Menschen, die es sonst schon nicht leicht haben im Leben. Unter Frage #3 sollen wir folgenden Satz ergänzen: “Der schönste Platz in Olten gehört den Randständigen, da…”

Ich finde es haarsträubend, was für ein Bild ihr hier von Menschen, denen das Leben augenscheinlich weniger wohlgesinnt war als euch und mir, mit dieser Aussage zeichnet. Ihr impliziert damit nicht nur, dass eine bestimmte Gruppe einen Platz besetzt, sondern auch, dass diese Gruppe ihn weniger verdient habe als andere. 

Ein Ausrutscher? Leider muss ich das bezweifeln. In einem Brief von Gewerbe Olten an den Stadtrat vom letzten Jahr dasselbe: „Es darf nicht sein, dass sich auf den öffentlichen und schönsten Plätzen der Stadt Randständige immer breiter machen und sich an keine Verhaltensregeln halten.“

Für Gewerbe Olten scheint es also zwei Sorten Oltnerinnen und Oltner zu geben: Jene, welche sich so verhalten, wie es dem Gewerbe passt (indem sie bspw. Profit generieren), und die, die man lieber weggeschafft haben würde. Ich bin froh aus eigenen Begegnungen zu wissen, dass nicht alle Oltner Gewerbetreibenden so denken. 

Wie können wir die Innenstadt weiter beleben? Wie regeln wir unser Zusammenleben im öffentlichen Raum? Was tun gegen das Lädeli-Sterben? Das alles sind keine “leichten Fragen”, sondern verdammt wichtige. Ohne Zweifel gehört es zu den Aufgaben und zur Pflicht eines Stadtrats, sich um die Sorgen des lokalen Gewerbes zu kümmern, gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen zu finden und Strategien zu entwickeln, wie wir unsere Stadt noch attraktiver machen können - und zwar für alle Einwohnerinnen und Einwohner.

Deshalb würde ich diese Fragen immer noch gerne mit euch und euren Mitgliedern diskutieren. Dafür lade ich euch und alle Interessierten herzlich zu einer offenen Diskussionsrunde am 17. Februar um 20:00 Uhr ein. Natürlich covid-konform via Zoom. 

Ich freue mich auf einen angeregten Austausch und auf eine fruchtbare Zusammenarbeit. 

Freundliche Grüsse, 

Nils Loeffel, Stadtratskandidat Olten jetzt! 

PS: Die “leichten Fragen” hab ich trotzdem beantwortet.  Wer Stadtrat werden will, muss sich auch Fragen stellen, die sie oder er nicht so toll findet.

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