Das ominöse Ranking

Immer im Sommer ist es ein Thema: Das Städteranking des Schweizer Wirtschaftsmagazins Bilanz. Dabei werden 162 Schweizer Städte anhand von 11 Themen, die sich jeweils aus mehreren Variablen (2017: 116 Variablen) zusammensetzen, bewertet. In jedem Themenbereich ergibt sich eine Platzierung von 1 bis 162 und alle Platzierungen zusammengezählt ergibt die Schlussposition im Ranking. So gut, so einfach.

Doch was hat das mit Olten zu tun? Ganz einfach: Olten taucht in einem Themenbereich ganz weit vorne auf. Im Bereich „Kultur & Freizeit“ liegt die Stadt Olten nach 2016 nämlich auch im Jahr 2017 hinter Baden und vor Neuenburg auf Rang 2! Super, oder? Der Stadtrat liess es sich jedenfalls nicht nehmen, im Regierungsprogramm 2017 – 2021 vom Oktober 2017 auf diesen zweiten Platz im Bereich Kultur und Freizeit zu verweisen. So sei die Attraktivität der Stadt Olten in den letzten Jahren nicht schwerwiegend beeinträchtigt worden „wie auch die gute Platzierung im Bilanz-Städteranking, unter anderem mit Platz 2 aller Schweizer Städte in Kultur und Freizeit, zeigt“. Auch im Oltner Stadtparlament verweisen Parteien in ihren Argumenten gegen mehr städtische Gelder im Bereich der Kultur gerne auf diesen zweiten Platz.

Doch wie ist dieser zweite Platz zustande gekommen? Wer sich die Mühe macht die Variablen für das Jahr 2017 ausfindig zu machen, wird leider nicht fündig. Auf der Webseite der Bilanz sind nur die Variablen für das Jahr 2011 zu finden und diese lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen. Kategorie 1 ist die Anzahl von Angeboten im Bereich Kultur & Freizeit in der Stadt. Kategorie 2 ist die Anzahl von Angeboten pro 1000 Einwohner und Kategorie 3 ist Anzahl der Angebote die in 15 Minuten vom Stadtzentrum aus erreichbar sind. In die Bewertung fliessen ausserdem die kommunalen Ausgaben für Kultur und Freizeit pro Kopf ein. Das Städteranking wird also auf der Grundlage von quantitativen Daten erstellt. Qualitative Kriterien fliessen nicht in die Beurteilung ein. So ist weder die Diversität des Angebots ein Kriterium noch die Fragen, auf welcher Basis diese Angebote überhaupt existieren, wer sich diese Angebote leisten kann oder inwiefern die städtische Politik zur Existenz der Angebote beiträgt.

Es ist unumstritten, dass die Stadt Olten für ihre Grösse über ein breites Kultur- und Freizeitangebot verfügt. Für fast jeden Geschmack gibt es etwas. Sei das ein Museum, ein Theater, das Kino, Bars, Clubs, Konzertlokale oder Sportvereine aller Art. Damit lässt sich auch die gute Platzierung erklären. Aus eigener Erfahrung weiss ich aber, dass ein Grossteil dieser Angebote ohne Freiwilligenarbeit nicht existieren würden. Den zweiten Platz im Bereich Kultur & Freizeit hat die Stadt Olten in erster Linie ganz vielen Freiwilligen zu verdanken. Sie sind es, welche sich für die vielen Angebote zuständig zeigen. Will die Stadt diesen zweiten Platz halten, dann muss sie zu Ihren Freiwilligen Sorge tragen. Sie muss die geleistete Arbeit wertschätzen. Sie muss die Kulturschaffenden und die Sportbegeisterten in ihrer Arbeit unterstützen. Macht sie das nicht, reden wir schon bald nicht mehr über diesen zweiten Platz.

Meinung im KOLT Januar 2018.

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